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Mittwoch, 26. Januar 2022

Martin Kuhmann : “Wir erleben bei den Energiepreisen insgesamt eine signifikante Verteuerung”

Dienstag, 25. Januar 2022 | Autor: Joachim Berner

Martin KuhmannMartin KuhmannPreissteigerungen um bis zu 20 Prozent bei Holzpellets – woran liegt das und wie sollten sich Verbraucher*innen jetzt verhalten? Darüber haben wir mit Martin Kuhmann gesprochen. Er ist Geschäftsführer des Handelsunternehmens Raiffeisen Bio-Brennstoffe.

Herr Kuhmann, was sind die Gründe für die Preissteigerungen?
Im Herbst 2021 setzte eine Preisentwicklung ein, wie wir sie seit Bestehen der Raiffeisen Bio-Brennstoffe so noch nicht erlebt haben. Ausschlaggebend für den deutlichen Preisanstieg war ein kurzfristiger Rohstoffengpass auf dem deutschen Markt. Sägewerksbetriebe drosselten ihre Produktion bis hin zu verlängerten Betriebsferien über den Jahreswechsel. Somit fielen deutlich weniger Späne und Restholz an, die als Rohware für die Pelletproduktion benötigt werden. Parallel zur geringeren Verfügbarkeit von Rohstoffen gab es im gesamten Jahresverlauf 2021 eine erhöhte Nachfrage nach Pellets. Der Markt wuchs durch den Zubau neuer Anlagen. Insgesamt dürften aufgrund dessen im Vergleich zum Vorjahr etwa zehn bis 15 Prozent mehr Pellets in den Handel gelangt sein.

Handelt es sich um Spätfolgen der Corona-Pandemie?
Nein, einen Zusammenhang zwischen Corona und der Preisentwicklung kann ich nicht erkennen. Vielmehr musste der nationale Holzgroßhandel seine Lagerbestände an Schnittholz abbauen, die er aufgrund der sprunghaft gestiegenen Nachfrage aus dem amerikanischen Markt zuvor sicherheitshalber aufgefüllt hatte. Das führte zu einem Rückgang der Fertigholzproduktion und damit zu weniger Rohstoff für die Pelletherstellung. Durch unsere leistungsfähige, dezentrale Lagerstruktur waren wir bei der Raiffeisen Bio-Brennstoffe GmbH dennoch jederzeit in der Lage – und sind es auch weiterhin –, unsere Kunden mit Ware zu versorgen. Aber auch wir müssen konstatieren, dass unsere Lager jetzt zu Jahresbeginn nicht in dem Maße gefüllt sind, wie das in den zurückliegenden Jahren üblich war.
Stellen Sie negative Auswirkungen auf den Pelletsmarkt fest, dass Kund*innen beispielsweise Aufträge stornieren?
Natürlich werden die Kundinnen und Kunden bei dieser bisher beispiellosen Preisentwicklung aufmerksamer und handeln kostenbewusst. Aber bei uns gab es deswegen bisher keine Auftragsstornierungen. Wir befinden uns ja gerade mitten in der Heizperiode – und dafür wird die Ware nun mal benötigt.

Wie werden sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln?
Verlässliche Prognosen anzustellen, ist natürlich schwierig. Ich gehe aber davon aus, dass die Schnittholzproduktion im Frühjahr wieder anziehen und sich damit die Rohstoffversorgung für Pellets wieder deutlich verbessern wird. Auch die übliche saisonale Preisreduzierung wird dann wieder eintreten. Vermutlich werden die Preise aber nicht wieder auf das Niveau vom Frühjahr 2021 zurückgehen. Denn wir erleben bei den Energiepreisen insgesamt eine signifikante Verteuerung, die ja auch Produzenten und Händler von Pellets treffen.

Was raten Sie Pelletsheizer*innen in der momentanen Situation?
Aktuell macht es sicherlich Sinn, Pellets nur „auf Sicht“ einzukaufen, sprich den Bedarf bis zum Sommer zu decken. Danach können sie flexibel auf die Marktsituation reagieren und vermutlich zu anderen Konditionen einkaufen.

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